Die Zukunft der Videoindustrie – Wie Streaming die TV- und Film-Branche verändert

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Seit Beginn der kommerziellen Videoproduktion hat die Branche einige Quantensprünge hinter sich, die die Art, wie wir Filme und Serien erleben, nachhaltig verändert haben. Angefangen von der Einführung von Tonaufnahmen und Farbbild über den Einsatz von privaten Fernsehgeräten bis hin zu CGI-Technik und digitalen Speichermedien wie DVD und Blu-Ray, die Filmwelt ist ständig im Wandel. Nicht jede dieser Veränderungen konnte sich letztlich behaupten, wie etwa die Laserdisc, welche heute meist nur noch für Liebhaber interessant ist. 

Video-n-Demand Streaming ersetzt Videotheken

Doch die Auswirkungen der Digitalisierung krempeln schon jetzt den gesamten Markt dauerhaft um. Das sichtbarste Opfer dieser Entwicklung ist der Untergang der Videotheken. Während es bis in die späten Nullerjahre noch überall Videotheken gab, sind diese größtenteils aus den Städten verschwunden. Ihre Anzahl schrumpfte von 3000 Geschäften im Jahr 2008 beinahe um das Zehnfache auf 345 im Jahr 2019. 

Eine der Hauptursachen dafür ist der Streaming-Markt. Netflix, der weltweit größte Streaming Anbieter, startete 1997 als Online-Videothek und trägt paradoxerweise maßgeblich dazu bei, dass die Videotheken reihenweise schließen müssen. Denn als das Unternehmen 2007 einen Richtungswechsel vollzog und Video-on-Demand (VoD) Streaming anbot, begann der rasante Aufstieg des Streaming-Giganten. 

Stärkeres Internet ermöglicht den Erfolg von Streaming

Möglich wurde dieser aber erst durch deutlich leistungsfähigere und auch günstigere Internetverbindungen. Wer sich heute einen Internetvertrag zulegt, zahlt eine monatliche Gebühr und selbst die günstigeren Verträge erlauben es, ohne Probleme VoDs anzusehen. Früher hatte weder die Bandbreite ausgereicht, um ruckelfreie Videos anzusehen, noch der Geldbeutel. Es musste nämlich pro Minute bezahlt werden. Erst mit dem Erscheinen von DSL mit zugehörigen Flatrates in den frühen 2000ern war es machbar, längere Videos übers Internet zu streamen.

Ob im Bus, Park oder im Wartezimmer beim Arzt, mittlerweile können beinahe überall Serien und Filme angesehen werden. Wer früher diesen Luxus wollte, brauchte entweder einen Laptop mit DVD-Laufwerk oder einen tragbaren DVD-Player. Die Kombination von immer besseren Mobilfunknetzen und Smartphones beziehungsweise Tablets sorgen dafür, dass Streaming praktisch überall praktikable zu machen. Der Ausbau des 5G-Netzes wird diese Entwicklung noch weiter vorantreiben. Weitere Gewinner dieser Entwicklung sind neben VoD-Anbietern auch Anbieter von Video-Spielen und Glücksspielen. Denn schnellere Netze sorgen für geringere Ladezeiten und damit mehr Freude am Spielen.

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Teure Eigenproduktionen konkurrieren mit etablierten Studios

Doch der VoD-Markt ist mittlerweile hart umkämpft, Amazon, Disney, Apple und Sky ringen untereinander um die Kunden. Die Kosten für ein Abonnement halten sich meistens noch in Grenzen, doch die wenigsten Kunden sind bereit gleichzeitig für mehr als zwei oder drei Dienste zu bezahlen. Deshalb versuchen sich die Streaming-Anbieter gegenseitig mit Lizenzen und aufwändigen Eigenproduktionen auszustechen. 

Diese selbst produzierten Serien weichen teils deutlich von üblichen Serienproduktionen ab, etwa was das Budget angeht. Bei den Kosten pro Episode sind in den Top-Ten Ranking Stand 2023 sieben der zehn Produktionen von reinen VoD-Anbietern produziert. Die restlichen drei Serien wurden von HBO der mit HBO Max, seit Mai 2023 Max, ebenfalls eine Streaming-Plattform betreibt. Während hier auch klassische Fortsetzungen oder Spin-Offs wie etwa The Mandalorian, House of Dragons und Der Herr der Ringe – Ringe der Macht auf bereits bestehende Fanbases aufbauen können wurde mit Serien wie Strange Things oder One Piece ein gewisses Risiko eingegangen.

Denn eine Serie wie Stranger Things kann zwar erfolgreich sein, doch gerade Science-Fiction Serien welche auf keine etablierte IP zurückgreifen, fristen oft trotz hoher Qualität ein Schattendasein. Unvergessen ist etwa der Fan-Liebling Firefly, welcher es nicht schaffte hohe Einschaltquoten zu erreichen. Serien wie One Piece, haben es in der Regel noch schwieriger, denn Realverfilmungen von Anime Vorlagen sprechen meist weder Fans der Vorlage noch neue Zielgruppen an. Egal ob Dragonball Evolution, Cowboy Bepop oder Death Note bisher sind die meisten Live Action Verfilmungen im Anime Bereich gescheitert, trotz teils gigantischer Fangemeinschaften.

Das Box-Office verliert an Bedeutung

Durch die Erfolge von Streaming verringert sich auch die Relevanz der Kinos. Denn auch wenn Liebhaber von frischem Popcorn, großen Leinwänden und bombastischen Soundeffekten auf den Kino-Besuch schwören, mögen es manche gemütlicher. Sicher sorgen immer bessere Fernseher und Sound-Systeme dafür, dass auch zu Hause Kino-Feeling aufkommt und deshalb auf einen Kino-Besuch verzichtet wird. Doch auch die Bandbreite an Filmen, die dem Zuschauer von zu Hause aus zur Verfügung steht, ist dank VoD-Streaming gewachsen, auch von aktuellen Filmen. Denn auch wenn der gleichzeitige Release von Kinofilm und Stream noch die Ausnahme ist, verkürzen sich die Wartezeiten. Die Corona-Jahre haben den Studios gezeigt, dass die Nachfrage nach aktuellen Filmen im Heimkino groß ist. 

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Denn auch wenn sich die Besucherzahlen der Kinos langsam erholen, der Trend der letzten Jahre zeigen immer weniger gehen ins Kino. Mittlerweile geht der Deutsche durchschnittlich nur noch anderthalbmal ins Kino, was insbesondere Kinokritiker beunruhigt. Klar ist aber auch, dass die Preise von VoD-Anbietern deutlich kompetitiver sind, als im Kino. Denn der Kinobesuch für zwei Personen kann inklusive Snacks und Getränken schnell 30 Euro kosten. Dafür lassen sich zum zwischen drei bis vier Streaming-Services, je nach Anbieter und Tarif für einen ganzen Monat abonnieren. 

Dazu kommt, dass das Kino momentan an einer Remake-Krankheit leidet. Sicher es kommen auch ab und zu neue Kassenschlager wie Barbie oder Oppenheimer heraus, die versuchen neue Geschichten zu erzählen. Wer sich aber die Trailer im Kino ansieht, findet vor allem die X-te Superheldenverfilmung, Fortsetzungen wie Jurassic World oder Fast & Furious 11 und Remakes wie Mord im Orient Express oder Total Recall. Und auch wenn manche Filme für sich stehend vielleicht sogar von Kritiker als brillant bezeichnet werden, wie etwa das Remake des Dune-Films, bleibt doch ein Nachgeschmack. Denn wirklich neues sucht man meist vergebens. Hier muss mehr Mut zu wirklich neuen Produktionen her, sonst wird sich das Publikum gelangweilt abwenden.

Youtube, Twitch und TikTok – Die neuen Rivalen für die TV-Branche

Konkurrenz bekommt die Film-Branche allerdings auch aus anderer Richtung. Gerade bei jüngeren Zielgruppen bleibt der Fernseher öfter aus, klassische Unterhaltungsprogramme sind eher out. Stattdessen etablieren sich neue Formate über YouTube, Twitch und TikTok. Während TikTok gerade die Produktion kurzer Clips fördert, welche bis zu 60 Sekunden dauern und dafür auf eine Menge an unterschiedlichen Content setzen, der teils auch wild durcheinandergewürfelt ist, geht Twitch ins andere Extrem. 

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Dort sind Streams von weniger als einer Stunde schon kurz. In der Regel laufen sie zwischen zwei bis acht Stunden Länge, aber auch längere Streams sind möglich, manche laufen gar in Dauerschleife. Auch wenn Twitch ursprünglich für das Streamen von Video-Spielen gedacht war, finden sich dort mittlerweile auch anderer Content, etwa in den Kategorien Musik, Creative oder Sport. 

Doch der größte Rivale um Einschaltquoten bleibt YouTube. Die Anzahl an Channels und der Zuschnitt auf die Zielgruppen ist so groß, dass klassische Fernsehen einfach nicht mithalten kann. Wer beim Fernsehen oft gelangweilt herumzappen muss und sich gerade zu wenig populären Sendezeiten oft mit Wiederholungen abspeisen lassen muss, hat auf YouTube immer die Qual der Wahl. Ob Podcasts, Dokumentationen, Livestream, Kochshows oder Prank-Videos, die Fülle an Entertainment Möglichkeiten ist gewaltig. Allein in Deutschland gibt es mehr als 5.000 Kanäle mit mehr als 100.000 Abonnenten. Mittlerweile laden auch die öffentlich-rechtlichen ihre Filme nicht nur in den eigenen Mediatheken hoch, sondern auch auf YouTube. Zu dominant ist der Marktanteil derer, die hauptsächlich dort unterwegs sind. 

Fazit

Die Film- und TV-Branche ist damit durch Streaming-Dienste auf mehreren Ebenen betroffen. Die einen wandern wegen VoD-Anbieter weg von Kino und TV-Sendern, während die anderen den klassischen Unterhaltungsformaten beinahe gänzlich den Rücken kehren. Der Kampf um Einschaltquoten wird vermehrt nicht mehr nur untereinander, sondern direkt mit anderen Medienformen geführt. Sicher ist, dass Kino und TV in naher Zukunft durch Streaming erst einmal nicht aussterben werden, aber wandeln werden sie sich müssen.

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